Geboten werden Kompositionen und Musikschaffende vom Feinsten. Musik in vielen ihrer Facetten: Musik als Oase zum Entspannen, Musik als konflikt- und gewaltfreie Zone, Musik als Kraftquelle und Inspiration. Wir bedürfen der Kunst in all ihren Ausdrucksformen mehr denn je, um zu hören, fühlen und sehen, dass das Leben mehr als schauderhafte Schlagzeilen ist.
Es scheint, als ob derzeit die ganze ach so fortschrittliche Welt verzweifelt rudert, um wieder in ruhigeres wirtschaftliches wie politisches Fahrwasser zu gelangen. Vieles gleicht aktuell einem steuerlosen Schiff, dessen Kurs kaum noch jemand zu verstehen vermag und in dessen Kielwasser Existenzen ins Trudeln kommen, egal, ob der Blick auf die Finanz-, Immobilien- oder Grundversorgungsmärkte fällt. Ganz zu schweigen von den stark in Mitleidenschaft gezogenen demokratischen Werten in zahlreichen Ländern dieser Erde. Dennoch ist trotz der für viele finanziell so prekären Situation keine Abkehr von der Kunst zu spüren – welch ein starkes Zeichen der Gesellschaft für ihren Sinn für das Schöne und Wahre, das immateriell Erfüllende, das Geisterweiternde und Seelennährende! Ein klares Ja zu Völkerverbindendem und Friedensstiftendem.

Genau dies zelebriert die Konzertreihe in der Leonhardskirche eindrucksvoll. Jahr für Jahr zeigt Intendant Horst Hofer gemeinsam mit seiner Frau Emma auf, wie sehr es sich lohnt, der Musik Raum und Zeit zu geben. Sich ihr zu widmen, ihr im Rahmen von Konzerten Aufmerksamkeit zu schenken und in diesem Miteinander Sicherheit und Halt zu finden. Sich von ihr wegtragen und verzaubern zu lassen. Durch sie offener, weiter und so vielleicht auch ein Quäntchen toleranter zu werden.
Wenn Musik es schafft, das auszudrücken, wofür uns häufig die Worte fehlen, so brauchen wir sie in Anbetracht des aktuellen Weltgeschehens ganz dringend. Kommunikation kann mitunter zum Schlachtfeld werden, umso besser, wenn wir uns mit und in der Musik wortlos, in gemeinsamer Hingabe verbinden und austauschen können. Was Paul Watzlawick für die Kommunikation zwischen Menschen konstatierte, kann definitiv auf Musik umgemünzt werden: Sie kann nicht nicht vermitteln. Wie eingangs im Titel frei zitiert, sprach der große Georg Friedrich Händel schon genau das an: Musik will nicht nur unterhalten.

Dass der Musiksommer St. Leonhard auf seiner Bühne sowohl spannende Stammgäste als auch erfrischende Neuzugänge willkommen heißen darf, spricht einerseits für seinen guten Ruf und seine Beliebtheit unter den KünstlerInnen, andererseits für die stets neugierige Gestaltungsfreude der Intendanz. Beides weiß das Publikum zu schätzen: das Konstante ebenso wie das Veränderliche.

Allen Besucherinnen und Besuchern des Musiksommers St. Leonhard 2024 wünsche ich viel Genuss und Freude in diesen Wochen der gelebten Musikkultur!

Klaus Albrecht Schröder
Generaldirektor der Albertina